Wenn alles zusammenbricht (Teil 2)
Marias 2. Coaching-Stunde
Zwei Wochen später hatte Maria ihren nächsten Termin. Sie kam irgendwie „verhuscht“ durch die Tür, fast wie ein scheues Reh. Auch wenn sie heute ruhiger wirkte, spürte man doch, dass in ihr noch viel Ungesagtes schlummerte. Nach einer kurzen Einstimmung, einem sanften Rückblick und einem Schluck Tee begann sie zu erzählen, was sich in ihren Gedanken bereits verändert hatte.
„Ich habe keine Lust mehr, mein Leben zu vergeuden. Auch wenn mein Mann nicht mehr kann, habe ich doch wenigstens meine Freundin mal wieder getroffen. Und jetzt gehe ich mit ihr öfter aus – und wenn es nur auf einen Kaffee ist.“
Ihre Augen strahlten. Plötzlich hatte sie wieder etwas erlebt und konnte sich sogar auf den nächsten Termin freuen. Dann begann sie von ihrer Mutter zu erzählen.
„Weißt du,“ sagte sie leise, „ich wollte nie so werden wie sie. Sie hat ihr Leben lang funktioniert. Tagsüber die Kinder, Haushalt, Kochen, Putzen … dazwischen noch stundenweise arbeiten. Und am Abend wartete sie, bis alle zum Abendessen heimgekommen sind. Sie war immer verfügbar – nie hatte sie für sich selbst Zeit.“
Maria machte eine Pause und senkte den Blick.
„Auch wenn meine Kinder nun aus dem Haus sind und im Ausland leben, merke ich, dass ich gerade dabei bin, genau das zu leben, was mir meine Mutter vorgelebt hat. Ich habe erzogen, geputzt, die Familie organisiert, alle Kinder zu ihren Terminen gebracht, begleitet und wieder abgeholt. Ich habe, wenn sie krank waren, die Nächte bei Ihnen verbracht und die Betten abgezogen. Übernächtigt und ausgelaugt war ich arbeiten, wieder kochen und habe mich nebenbei noch im “hüsch und nett sein” an der Seite meines Mannes versucht.
Der einzig wirkliche Unterschied zu meiner Mutter besteht darin, dass meine Enkel für mich unerreichbar sind, mich gefühlt gar nicht kennen – und ich mich zusätzlich in der Pflege meines Mannes verliere.“
✨ Frage an Dich
Kannst du die im Hintergrund ablaufenden, erlernten Familienmuster in deinem Leben erkennen?
Mach dir Notizen, schreib sie dir auf und erkunde: Was sind deine Themen – und was möchtest du verändern?
So schauten wir gemeinsam auf das, was heute war: die Sehnsucht des kleinen Mädchens von damals in ihr. Was davon lebt bis heute in Maria weiter?
Oft prägt die Mutter-Tochter-Beziehung still und unsichtbar unsere Art, wie wir für andere da sind – und manchmal auch die Art, wie wir uns selbst dabei vergessen.
Maria wurde in dieser Stunde klar: Sie hatte jahrelang ihre Stärke daraus gezogen, für andere da zu sein. Aber nun, in der neuen Lebenssituation, braucht sie neue Quellen von Kraft.
✨ Impuls für Dich
Familienmuster wirken oft leise und unsichtbar. Sie prägen unsere Entscheidungen, unser Verhalten – und manchmal auch unser Gefühl von Pflicht und Schuld. Erst wenn wir beginnen, sie bewusst wahrzunehmen, entsteht die Möglichkeit, Neues zu wählen.
💡 Reflexionsfrage
Wo lebe ich heute vielleicht noch das Leben meiner Mutter – und wo beginnt wirklich mein eigenes Leben?
🌿 Übung
Nimm dir ein Blatt Papier und zeichne zwei Spalten.
Links: Schreibe die Sätze oder Haltungen auf, die du von deiner Mutter übernommen hast (z. B. „erst die anderen, dann ich“).
Rechts: Notiere daneben, wie du diesen Satz für dich umformulieren möchtest (z. B. „Ich darf zuerst für mich sorgen und bin dann umso kraftvoller für andere da“).
Halte inne, lege eine Hand auf dein Herz und sprich deinen neuen Satz laut aus. Spüre, wie er sich in dir anfühlt.
🎗️ ERINNERUNG
Denke auch noch einmal darüber nach, inwiefern dieses Thema deine Beziehung zu deinem Vater beeinflusst oder er dich geprägt hat. Auch das ist ein sehr wichtiger Aspekt in unserem Leben.
Frage dich gerne:
👉 Wo kann – und wo will – ich vergeben?
Oder vielleicht auch: Wo möchte ich (noch) nicht vergeben?
Und wenn du merkst, dass dein eigenes LEBEN gerade imWANDEL ist oder leer wirkt: Komm mit deinem Thema zu mir.
Bei mir geht es nicht um schnelle Lösungen, sondern um den Raum, dich neu zu sortieren — in deinem Tempo, Schritt für Schritt. Und wenn ich dich auf deinem Weg begleiten darf, du nach mir suchst, dann findest du mich - genau hier: Kontakt
Hinweis: In meinen Beiträgen nenne ich alle meine Kund:innen „Marie / Maria“. Das hat mit Datenschutz, Anonymität und rechtlichen Vorgaben zu tun. Zudem spiegeln die Beträge Coaching-Impulse und persönliche Reflexionen wider. Sie ersetzen keine medizinische, psychologische oder therapeutische Behandlung.