WENN DÄMME BRECHEN
Warum Tränen im Coaching ein Geschenk sind
Es gibt diesen Moment im Coaching, der nicht laut ist, nicht spektakulär – aber tief bewegend. Mein Gegenüber schweigt, die Stimme bricht ab. Ein Zittern, dann Tränen. Nicht selten folgen sie wie eine plötzliche Flut. Und ich? Ich bin überglücklich.
Warum?
Weil in diesem Augenblick etwas Wesentliches geschieht: Die Maske fällt. Die Rüstung bröckelt. Die Fassade, oft über Jahre sorgsam aufgebaut, zeigt erste Risse. Der Mensch hinter dem „Funktionieren“ wird sichtbar. Echtheit tritt hervor.
Wir haben den Zenit des Sich-Versteckens überschritten.
Tränen sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind der mutige Ausdruck eines inneren Prozesses, der lange unterdrückt wurde. Sie zeigen: „Ich halte es nicht mehr fest. Ich lasse los.“ Das ist keine Kapitulation – das ist Transformation.
Als Coach weiß ich, wie schwer es vielen fällt, sich in ihrer ganzen Verletzlichkeit zu zeigen. Wir leben in einer Welt, die oft Härte belohnt und Offenheit als Risiko einstuft. Doch echte Veränderung beginnt dort, wo der Schutzpanzer abgenommen wird. Wo Schmerz, Scham, Angst und auch Sehnsucht Raum bekommen.
Wenn in einer Sitzung Tränen fließen, dann ist das kein Scheitern – es ist ein Durchbruch. Es bedeutet: Die Person vor mir ist bereit, ehrlich hinzuschauen. Und das ist der Anfang von echter innerer Freiheit.
Ich sehe nicht die Tränen allein. Ich sehe den Mut dahinter. Die Kraft, die entsteht, wenn wir aufhören, uns selbst zu verleugnen. Und ich weiß: Genau hier beginnt der Weg zu einem selbstbestimmteren, befreiteren Leben.
Darum feiere ich diesen Moment. Still, tief bewegt – und ja, überglücklich.