Sie waren NIE Außenseiter
Diese Geschichte könnte über mich sein, über DICH, Marianne, Manfred, Michael oder Martina:
“Sie dachten lange, sie seien anders”
Schon als Kind fühlte ich mich irgendwie „fremd“.
Mit meinen Gedanken, meiner stillen Art, meinem fühlen war ich oft ganz bei mir
- vergrub mich tief in meinem Schneckenhaus.
Während andere spielten, beobachtete ich.
Ich nahm wahr, was unausgesprochen blieb, spürte, wenn jemand traurig war, obwohl er lächelte.
Ich hörte oft den Satz: „Du bist nicht von dieser Welt.“
Damals klang das für mich nicht wie ein Kompliment.
Ich glaubte, ich müsse lernen, „normaler“ zu sein, doch was bedeutet “Normal”:
weniger intensiv, weniger verträumt, weniger tief.
Aber je mehr ich versuchte, mich anzupassen, desto verlorener fühlte ich mich.
Ich bin kein Grenzgänger und doch bin ich Wege gegangen, die nicht ausgetreten sind.
Leise, dunkle, unbequeme Wege.
Auf diesen Wegen habe ich gelernt, mit meiner Tiefe zu tanzen.
Ich habe gelernt, in ihr zu atmen, wenn alles eng wurde.
Ich habe gelernt, den Schmerz der Nichtanpassung auszuhalten
– und darin eine neue Art von Zugehörigkeit zu finden:
jene, die nicht aus Gleichheit entsteht, sondern aus Wahrhaftigkeit.
Lange dachte ich, mit mir stimme etwas nicht.
Ich fühlte zu viel, fragte zu viel, verstand zu früh.
Ich sah Dinge, die andere nicht sehen wollten.
Aber heute weiß ich: genau das ist meine Gabe.
Meine Tiefe ist kein Fehler, sie ist mein Kompass.
Mein Fühlen ist kein Zuviel, sie ist meine Wahrheit.
Und dieses „Nicht-von-dieser-Welt-Sein“ ist nichts, das mich trennt, sondern etwas, das mich verbindet – mit etwas Größerem, mit etwas, das in jedem Menschen wohnt.
Heute weiß ich, dass ich nicht außerhalb stehe. Ich stehe an einem anderen Tor, durch das die Menschen gehen,
wenn sie müde sind vom anpassen,
wenn sie aufhören, sich zu verstecken,
wenn sie endlich zu sich selbst heimkehren wollen, sich selbst begegnen wollen.
Ich bin nicht hier, um zu „passen“. Ich bin hier, um mich zu erinnern.
Und vielleicht, um andere daran zu erinnern, dass auch sie dazugehören, genau so, wie sie sind.
Denn niemand ist wirklich ein Außenseiter, wenn er den Mut hat, bei sich selbst anzukommen.
Meine Einladung an all die Menschen,
die sich in ihrer Umgebung nicht verstanden oder gesehen fühlen,
die manchmal denken, mit ihnen stimme etwas nicht,
weil sie tiefer empfinden, mehr spüren, anders reagieren,
die sich schuldig oder aussätzig fühlen, nur weil andere plötzlich verstummen, wenn sie ehrlich werden:
Ich sehe euch.
Eure Tiefe ist kein Fehler, sie ist der Herzschlag eurer Wahrheit.
Euer Fühlen ist kein Zuviel, sie ist das Tor zu eurer Kraft.
Ihr gehört nicht trotzdem dazu, sondern weil ihr seid, wie ihr seid.